Mögen Sie Anekdoten? Diese regen garantiert zum Nachdenken an:
Die Geschichte mit der Angst
Ein Student ist auf dem Weg in eine große Stadt. Vor dem Stadt-Tor trifft er auf den Tod, der im Schatten der Stadtmauer sitzt.
Der Student setzt sich daneben und fragt: Was hast du vor? Der Tod antwortet: „Ich gehe gleich in die Stadt und hole mir 100 Leute!“
Der Student erschrickt, rennt in die Stadt und schreit: „Der Tod ist auf dem Weg in die Stadt! Er will sich 100 Leute holen!“
Die Menschen rennen in ihre Häuser, verbarrikadieren sich…. Aber vor dem Tod gibt es kein Versteck.
Nach vier Wochen verlässt der Student die Stadt wieder – und sieht im Schatten der Stadtmauer wieder den Tod sitzen. Er rennt auf ihn zu und brüllt ihn an: „Du, Lügner! 100 Leute hast du holen wollen! Nun aber sind über 5000 tot!“
Der Tod erhebt sich ganz langsam und sagt: „Ich habe mir planmäßig die 100 geholt, wie jede Woche. Alte, Schwache, Kranke…
Die anderen hat die ANGST getötet. Und die hast DU in die Stadt getragen.“
(Quelle: Gottfried Auer, Wien)
Alles ist subjektive Wahrnehmung
Wir stehen an einer Bushaltestelle neben einem fremden Mann. Als eine Frau an ihm vorbeigehen will, greift er wortlos in die Hosentasche, holt einen Hunderteuroschein heraus und reicht ihn ihr wortlos entgegen.
Wir beobachten, wie die Frau wütend reagiert, dem Mann eine Ohrfeige verpasst und mit vor Wut hochrotem Kopf davonstapft.
Nach kurzer Zeit erscheint eine weitere Passantin, und der Mann wiederholt seine Handlung. Die Reaktion dieser Frau ist jedoch völlig anders: Sie errötet vor Scham, sieht auf den Boden und läuft schnell weiter.
Nach zwei Minuten kommt eine weitere Frau vorbei. Wieder greift der Mann in die Tasche, holt den Schein heraus und hält ihn der Frau wortlos hin. Bei dieser Passantin beobachten wir, wie sie lacht, sich freut, den Schein nimmt, „Danke!“ sagt und weitergeht.
Schließlich kommt eine vierte Frau vorbei. Der Mann verhält sich wie zuvor. Doch diese Passantin bleibt ganz gelassen, sieht ihn an und sagt: „Ich hab auch kein Wechselgeld.“
(Quelle: Stavemann, 2003)
Die Kunst der Achtsamkeit: Der Indianer in der Großstadt
Ein Indianer, der in einem Reservat lebte, besuchte seinen weißen Freund in der Großstadt. Er war verwirrt vom vielen Lärm, von der Hektik und von der schlechten Luft.
Die beiden gingen die Straße entlang. Plötzlich blieb der Indianer stehen und horchte auf. „Hörst du die Grille zirpen?“, fragte er seinen Freund.
„Du musst dich täuschen, hier gibt es keine Grillen. Und selbst wenn, dann würde man sie niemals bei diesem Lärm hören.“
Der Indianer ging ein paar Schritte und blieb vor einem mit Efeu bewachsenen Haus stehen. Er schob die Blätter sanft auseinander und fand die Grille.
„Ja, gut, du hast die Grille gehört. Dein Gehör ist aber auch besser geschult als meines“, gab ihm sein Freund zu bedenken.
Der Indianer schüttelte den Kopf: „Nein, das Gehör eines Indianers ist nicht besser als das eines weißen Mannes. Ich werde es dir beweisen.“
Er griff in seine Tasche, holte eine Münze hervor und warf sie auf den Gehsteig. Sofort blieben mehrere Leute stehen und sahen sich um.
„Siehst du, mein Freund, es liegt nicht am Gehör. Es liegt am Fokus unserer Aufmerksamkeit, was wir wahrnehmen und was nicht.“
Indianische Weisheit
Loslassen: ZEN-Mönche auf der Wanderschaft
Zwei Mönche waren auf Wanderschaft und kamen an einen Fluss. Am Ufer stand eine Frau, die nicht wagte, den Fluss allein zu überqueren.
Einer der Mönche bot ihr an, sie auf seinen Schultern zu tragen.
Als sie die andere Seite erreichten, dankte sie dem Mönch sehr und jeder ging seines Weges. Die zwei Mönche setzten ihre Wanderung fort.
Nach einer Stunde, als sich die Mönche einem Kloster näherten, sah der zweite Mönch immer aufgebrachter aus, bis er schließlich wütend sagte: „Wie konntest du nur diese Frau tragen? Das ist gegen die Regeln! Als Mönche dürfen wir keinen Kontakt zu Frauen haben.“
Der andere Mönch antwortete ruhig: „Ich habe sie am Fluss abgesetzt, aber du trägst sie immer noch mit dir herum.“
(frei nacherzählt, ZEN-Weisheit)